Plastik im Familienalltag

Wissen Sie, dass beim Waschen von Wäsche Mikroplastik ins Abwasser gelangt? Oder dass Plastikgefäße beim Erhitzen hormonell wirksame Substanzen freisetzen können? Dass Plastik ein ernstes Problem ist, ist klar. Weniger klar ist häufig, in wie vielen Dingen unseres Alltags Plastik steckt, das unnötigen Müll darstellt und zum Teil sogar giftig ist.

Jedes Mal, wenn Sie Ihre Wäsche waschen, lösen sich kleine Plastikpartikel, die ins Abwasser gelangen. Wenn Sie ausschließlich Kleidung aus Naturmaterialien besitzen, gilt das natürlich nicht. Aber sind Sie sicher, dass in Ihrer Sport- oder Outdoor-Kleidung nicht ein bisschen Synthetik (z. B. Polyester, Acryl oder Nylon) enthalten ist? Bei dem Thema Plastik kommt einem weniger die Kleidung als eher die gemeine Plastiktüte in den Sinn. Und jede Menge Abfall. Nach Angaben von Greenpeace gelangen bis zu 13 Millionen Tonnen Plastikabfälle pro Jahr ins Meer. Immer mehr Menschen engagieren sich deshalb aktiv und wollen Plastik aus ihrem Alltag verbannen. 


Auf Chemikalien achten

Die Tüte wird durch einen Mehrwegbeutel oder Einkaufskorb ersetzt. Der Kaffee zum Mitnehmen wird im eigenen Thermobecher getrunken. Sehr gut, sofern das Material des Bechers keine Weichmacher oder andere hormonell wirksame Substanzen enthält. Denn Kunststoffe enthalten häufig Chemikalien, die sich lösen und in den menschlichen Körper gelangen können. Das Becher-Beispiel zeigt, dass es viele unserer vermeintlich „gesunden“ Alltagsprodukte chemisch in sich haben können. Der Verzicht auf Plastik trägt also nicht nur dazu bei, Müll zu vermeiden, sondern wirklich gesünder zu leben.


Kinder reagieren empfindlich

Weichmacher (Phtalate) oder Bisphenol A (BPA) sind zwei dieser Chemikalien. Laut BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.) wird vermutet, dass sie aufgrund der hormonellen Wirksamkeit im Zusammenhang mit verfrühter Pubertät, Unfruchtbarkeit oder auch Krankheiten wie Diabetes oder Immunschwäche stehen. BPA ist in Deutschland zwar in Babyfläschchen verboten, für Lebensmittelkontaktmaterialien oder Kinderprodukte gilt dieses Verbot allerdings nicht. Weichmacher sind zum Beispiel in Spielzeug aus PVC (Polyvinylchlorid) zu finden. Alle Produkte, die stark nach Plastik riechen oder PVC-Bestandteile haben, sollten Sie deshalb vermeiden.


Chemie im Duschvorhang

Schauen Sie sich in Ihrem Zuhause mal um. Sind Sie sich sicher, dass in Ihrem Duschvorhang, im Gymnastikball, im Kinderspielzeug oder der Regenkleidung kein Weichmacher enthalten ist? Das gleiche gilt für Kosmetika oder auch Lacke und Farben. Der BUND erklärt, dass bei fast jedem Menschen Phtalate im Blut und Urin nachzuweisen sind. Aufgenommen werden sie auf verschiedenen Wegen: 

  • über die Atmung, wenn Produkte aus Weich-PVC ausdampfen, wie zum Beispiel aus Kunstleder
  • über die Nahrung, vor allem durch eingeschweißte Lebensmittel
  • über die Haut bei direktem Kontakt, zum Beispiel mit Cremes
  • über den Mund, wenn Kleinkinder an PVC-haltigen Produkten nuckeln


Tipps für Alternativen

Wenn Sie Ihren Haushalt von Plastik oder zumindest den kritischen Chemikalien befreien möchten, gibt es gute Alternativen. Kinderspielzeug ist aus Holz oder geprüftem Plastik erhältlich. Den Duschvorhang gibt es beispielsweise aus beschichteter Baumwolle. Sogar bei Gymnastikbällen gibt es Produkte ohne Weichmacher. Regenkleidung ist aus gewachster Baumwolle oder Naturkautschuk erhältlich. Lebensmittel und Alltagsprodukte gibt es ohne Plastik in Geschäften, die Unverpacktes anbieten. Für die Wäsche gibt es spezielle Waschbeutel. Eine weitere Möglichkeit sind Zero-Waste-Shops im Internet. Die Alternativen sind vielfältig und über die Suchmaschinen können Sie online schnell herausfinden, welche es für Ihr Zuhause gibt.


Eine App als Helfer

Ein praktischer Helfer sind auch Apps wie ToxFox. Beim Einkauf oder zuhause können Sie den Barcode scannen und erhalten sofort die Information, ob Schadstoffe in dem Produkt enthalten sind. Es sind vorwiegend Kinder- und Kosmetikprodukte hinterlegt, wobei die Datenbank immer größer wird.


Keine Angst, aber Bewusstsein

Bei den vielen Gegenständen aus Plastik und ihren kryptisch klingenden Inhaltsstoffen, ist es kaum möglich, auf alles zu achten. Ein gesundes Bewusstsein dafür, wie und was Sie kaufen ist aber ein guter und wichtiger Schritt, um nachhaltig und gesund zu leben.